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Innung für Raumausstatter, Parkett- und Bodenleger Südwest

Das Glück der Tüchtigen trotzt der Krise

Frühjahrs-Konjunkturumfrage im saarländischen Schreinerhandwerk im Zeichen von Corona: Die Schreiner im Saarland sind im ersten Jahr der Corona-Pandemie offenbar mit einem blauen Auge davongekommen. Erste Anzeichen einer abflauenden Auftragslage sind aber in persönlichen Gesprächen langsam zu spüren.

Auch in diesem Jahr befragte der Wirtschaftsverband wieder über 350 Mitgliedsbetriebe in seiner Frühjahrs- Konjunkturumfrage. Neben den jährlichen Standardfragen stand in diesem Jahr aber vor allem die Entwicklung der Betriebe in der seit über einem Jahr andauernden Corona- Pandemie im Mittelpunkt. „Mit der Befragung erhalten wir Aufschluss über die betriebswirtschaftliche und personelle Entwicklung der Betriebe, aber in Zeiten von Corona auch darüber, wie gut oder schlecht die Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Land angenommen wurden“, sagt Verbandsgeschäftsführer Michael Peter. Denn die Anfragen der Betriebe, wie sie sich in der Corona-Pandemie zu verhalten haben, so Peter, stiegen zu Beginn der Pandemie und im Zusammenhang mit den Lockdown-Phasen stark an. Auf der verbandseigenen Webseite (www.schreiner.saarland) wurde sogar eigens ein Corona-Bereich angelegt, um vor allem zu Beginn der Pandemie tagesaktuell berichten und reagieren zu können.

 

Betriebsstrukturen

An der diesjährigen Umfrage haben sich 75 Betriebe beteiligt, was einem prozentualen Anteil von 23,7 Prozent entspricht und seit dem Jahr 2014 nicht mehr erreicht wurde. Von den 75 teilnehmenden Betrieben sind 81,3 Prozent als Schreiner in die Handwerksrolle eingetragen, 10,7 Prozent als Baufertigteilmonteure, zwölf Prozent als Raumausstatter und 13,3 Prozent als Parkett- und Bodenleger – Mehrfachnennungen waren möglich. Dabei haben die Betriebe durchschnittlich 6,10 Angestellte und 1,17 Lehrlinge. Zum Kundenkreis gehören zu 82,4 Prozent Privatkunden, zu 37,8 Prozent gewerbliche Kunden, zu 20,3 Prozent öffentliche Auftraggeber und zu 8,1 Prozent Bauträger – Mehrfachnennungen waren möglich.

 

Auswirkungen der Corona- Pandemie

Die Corona- Pandemie hat zu Beginn viele Ängste über den Wirtschaftsstandort Saarland geschürt. Von massiven Umsatzeinbrüchen, einer Insolvenzwelle oder Massenarbeitslosigkeit war die Rede. Wie hart wurde das saarländische Schreinerhandwerk also von der Pandemie getroffen?

Die Corona-Pandemie scheint bei den Betrieben im Saarland noch nicht angekommen zu sein. Ganz im Gegenteil, denn bei unserer Umfrage gaben 48 Prozent der Betriebe an, dass ihr Umsatz, der seit Jahren generell auf einem hohen Niveau liegt, im Jahr 2020 sogar zugenommen hat und bei 28 Prozent gleichgeblieben ist. Lediglich 24 Prozent der Betriebe gaben an, Umsatz verloren zu haben. Von den Betrieben mit einer Umsatzsteigerung gaben 60,6 Prozent eine Steigerung von etwa zehn Prozent an, 21,2 Prozent eine Steigerung von etwa 20 Prozent, 9,1 Prozent eine Steigerung von rund 30 Prozent und 9,1 Prozent sogar eine Umsatzsteigerung von mehr als 30 Prozent.

Ein weiteres Indiz dafür, dass die Wohnhandwerker vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen sind, bildet unsere Frage über die aktuelle Auftragsreichweite und der Entwicklung gegenüber dem Vorjahr ab. Zwar gibt es bei der Frage der Auftragsreichweite ein breites Antwortfeld von null bis 40 Wochen, allerdings ist im Vergleich zum Jahr 2020 zu sehen, dass die Auftragsreichweite der Betriebe leicht gestiegen ist. Waren es im Jahr 2020 noch 8,72 Wochen, sind es aktuell 8,85 Wochen. Zum Vergleich: In den Jahren von 2015 bis 2019 waren es 8,30 (2015), 9,08 (2016), 8,28 (2017), 9,24 (2018) und 8,86 Wochen (2019).

Doch wie sah es bei den Betrieben mit Mitarbeiterausfällen und personellen Maßnahmen während der Corona-Pandemie aus? Welche Auswirkungen hat Corona auf die Lehrlingseinstellung? Auch hier scheinen unserer Mitgliedbetriebe verschont worden zu sein, denn 59,7 Prozent gaben an, dass Sie überhaupt keine Ausfälle durch Corona zu verzeichnen hatten. Bei 37,5 Prozent der Betriebe waren nur geringe Ausfälle zu verzeichnen und lediglich 2,8 Prozent der Betriebe hatten mit Mitarbeiterausfällen in erheblichem Umfang zu kämpfen. Auch personelle Maßnahmen mussten überhaupt nur 37,3 Prozent der Betriebe ergreifen. Bei diesen 37,3 Prozent der Betriebe wurden die Mitarbeiter in 55,17 Prozent der Fälle in Kurzarbeit geschickt, in 51,7 Prozent der Fälle der Abbau von Überstunden angeordnet und in 48,3 Prozent der Fälle die Mitarbeiter in Urlaub geschickt – Mehrfachnennungen waren möglich. Niemand gab an, Mitarbeiter wegen der Corona-Pandemie entlassen zu haben. Ganz im Gegenteil, einige Betriebe gaben unter Sonstiges an, Überstunden angeordnet und Neueinstellungen vorgenommen zu haben. Bei der seit Jahren ohnehin schon schwachen Entwicklung der Lehrlingszahlen scheint Corona nur eine leichte Verschlechterung der Ausbildungsbereitschaft hervorgerufen zu haben. Denn 9,1 Prozent der Betriebe gaben an, dass sie durch Corona keine oder weniger Lehrlinge einstellen werden, bei 90,9 Prozent der Betriebe hat Corona keinen Einfluss darauf. Absolut gesehen muss man aber anmerken, dass von 60 Betrieben (90,9 Prozent), die keine Auswirkungen auf die Lehrlingseinstellung durch Corona angaben, auch nur 36 (54,6 Prozent) aktuell überhaupt Lehrlinge ausbilden.

 

Regierungsmaßnahmen in der Corona-Pandemie

Viel ist in der Bevölkerung und den Medien über die Verhältnismäßigkeit der von der Regierung auferlegten Maßnahmen diskutiert worden. Die Regierungsmaßnamen empfanden bei unserer Umfrage 63,6 Prozent der Betriebe als alles in allem in Ordnung, nur 9,1 Prozent empfanden sie als völlig überzogen und 27,3 Prozent empfanden sie als teilweise überzogen. Bund und Land legten zu Beginn der Pandemie ein Paket an Unterstützungsmaßnamen auf, sei es eine direkte finanzielle Unterstützung oder die Stundung von Sozialversicherungs- Beiträgen und Steuern oder Kredite über Bürgschaftsbanken und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). 48 Prozent unserer Betriebe gaben an, Unterstützungsmaßnahmen genutzt zu haben. 55,6 Prozent davon nutzen die direkte finanzielle Unterstützung vom Land, 41,7 Prozent die vom Bund, 8,3 Prozent nutzten die Möglichkeit zur Stundung von Sozialversicherungs- Beiträgen, 19,4 Prozent die Stundung von Steuern, 8,3 Prozent erhielten Kredite von Bürgschaftsbanken und 13,9 Prozent Kredite von der KfW – Mehrfachnennungen waren möglich.

Alles in allem kann man sagen, dass die saarländischen Wohnhandwerker bisher verhältnismäßig gut durch die Corona-Pandemie gekommen sind. Bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Auftragslage und die Corona- Pandemie in den nächsten Monaten entwickeln werden und ob der Impfstoff, falls er mal verfügbar ist, das Allheilmittel ist.

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